Tag 8: Waterworld im Busch


Ein Krokodil mit fast vier Metern Länge sonnt sich auf einer kleinen Insel am Kanal.
Ein bisschen wackelig wirken sie schon, die “Mokoros”, die Kanus der Einheimischen im Okavango Delta. Heute wie früher ist es das günstigste Fortbewegungsmittel auf den Wasserwegen. Klar, dass es für die Besucher Aluboote mit Außenborder gibt. Auch die Versorgung mancher Camps ist nur per Boot oder Flugzeug möglich. Und durch einen Zufall, weil dringend Sprit für das Camp benötigt wird, schafft es Manager Ludwig für uns einen ganz besonders Trip zu organisieren. Statt mit dem Flugzeug zu den Camps Xakanaka und Moremi zu fliegen, machen wir die Strecke mit “Legend” John auf dem Wasserweg. Mit dem Flugzeug wären es nur 20 Minuten gewesen, wir sind am Ende fast vier Stunden in den engen, geschlängelten Schilfkanälen und Lagunen unterwegs. Ein Abenteuer.

Zimlich nah dran - ein Elefantenbulle bricht vor uns aus dem Busch.

Das goldfarbene Wasser des Okavngo-Deltas kommt von weither. Aus den Bergen des südangolesischen Hochplateaus fließt es hunderte von Kilometern  bis zum so genannten ”Pfannenstiel”. Denn kurz nachdem das Wasser den schmalen Streifen des Caprivi-Zipfels durchflossen hat, bündelt es sich im Norden Botswanas. Man muss sich das ganze Delta als eine Art Pfanne vorstellen, deren Stiel nach Nordwesten zeigt. Nach weiteren hundert Kilometern fächert es sich in unzähligen Wasserläufen auf und verwandelt nach der Regenzeit das ganze Land in ein einmaliges Naturschauspiel. Sechs Monate war es nun unterwegs und niemals erreicht das Wasser das Meer. Es versickert nach seiner langen, sechs Monate langen Reise einfach im rötlichen Sand der Kalahari.
Und in diesem Jahr führen die Wasserläufe das erste Mal seit sieben Jahren wieder richtig viel Wasser (auch durch die ergiebigen Regenfälle). Im Delta werden dann höher gelegene Landstriche zu großen oder kleinen Inseln, auf denen sich die Tiere quasi sammeln. Mit Guide "Zak" vom Camp Okavango landen wir nach einer Paddeltour im für Besucher aus Fieberglas gefertigten Moroko auf solch einer Insel. Wie ein “Godolieri” in Venedig, stakt Zak das Kanu mit einem lange Holzstab durch das dichte Schilf. Woher er die Kanäle und Abzweigungen kennt, um zur nah gelegenen Insel zu gelangen, weiß der Kuckuck. Alles sieht gleich aus. Gleich schön. Seerosen und Papyrusgras säumt die Schilf-Ufer. Dann geht es auf den Buschwalk.
Und der hat es in sich. Etwa 10 Minuten, nachdem wir im dichteren Busch verschwunden sind, kommt ein gewaltiger Elefantenbulle hinter einem Marula-Baum hervor. Man hört die sanftmütigen Riesen fast nie. Aufgrund der schwammartigen Unterseite ihre “Fusssohlen” wird jedes Geräusch verschluckt. Jetzt heißt es zusammen bleiben, bloß nicht laufen. Keine fünf Meter entfernt stapft der Elefant vorbei. Scheinbar teilnahmslos verharrt er kurz, mustert uns aus seinen schlauen Augen, dann zieht er weiter. Waffen tragen die Guides keine. "Es geht hier einfach um Respekt", lächelt Zak, und erklärt uns die wichtigsten regeln im Busch. Eine davon ist eben, nicht zu rennenoder zu schreine, sondern dem anderen den Weg frei zu geben oder so zu verharren, dass er geng Fluchtraum hat.  Zak ist zudem  ein prima Fährtenleser, erklärt uns viele Dinge an unscheinbaren Abdrücken im Sand. Er weiß, ob vielleicht am Morgen ein Löwe vorbei zog oder ein Wild Dog. Und in welche Richtung. Auf dem Rückweg begegnen wir zudem noch einem fast vier Meter lagen Krokodil, dass mit offenem Maul in der Sonne döst. Nun versteht man auch, warum man nicht unbedingt eine Hand lässig neben dem Kanu im warmen Wasser lassen sollte.


"Legend" John Carter fuhr die Strecke für uns,
zeigte uns auch die Pelikan Kolonie
Die Überfahrt zu den Camps Xakanaga und Moremi vo Desert & Delta Safaris wird noch spannender. Diesmal natürlich mit Alu-Boot und Außenborder. John, gerade 60 Jahre als geworden, wuchs hier im fast menschenleeren Delta auf. Sein Vater war noch ein echter Buschmann, berichtet er stolz. Mit ziemlich hoher Geschwindigkeit geht es durch die verwundenen Kanäle. Im ernst: Warum er plötzlich links oder rechts abbiegt erschließt sich einem nicht, zumal es geradeaus manchmal breiter aussieht und demnach das der Hauptkanal sein könnte. “Wenn Du es nicht kennst, bist Du hier schnell verloren”, grinst John, während er das Boot aufstoppt. Gleich neben uns blubbert es heftig im Wasser, dann tauchen zwei große Flusspferdköpfe gleich neben uns auf. Wir hätten sie wohl überfahren und wären gekentert, wäre man selbst am Steuer. John liest auf der Wasseroberfläche wie in einem Buch. Unglaublich.
Plötzlich weicht das hohe Schilf einer zauberhaften Lagune. Weit und groß wie ein See tut sie sich auf. Immer wieder sieht man unzählige Vogelarten in den Bäumen. Vom Fischadler über Geier bis hin zum Kingfischer und Bee-Eater. Und John weiß, wo eine der drei Pelikan-Brutkolonien im Delta versteckt ist. Ganz nah kommen wir den majestätischen Vögeln, die einträchtig mit Storchen in den kleineren Bäumen nisten. An einer kleinen Insel machen wir noch eine kurze Rast. Offenbar eine Art Camp-Ground, denn es sind Spuren von Lagerfeuern zu sehen. Mehr aber auch nicht. John und Zak sagen dass man auch selbst ein Boot mieten kann, dann aber alles auf eigene Gefahr. Die Rangers in Botswana benutzten sogar Airboats mit Propellern, bekannt aus den Everglades in Florida. Mit diesen können sie die Kanäle verlassen und so über das Schilf rasen um Wilderer zu verfolgen. Denn auch diese sind auf ihrer grausamen Jagd nach Elfenbein heute noch anzutreffen. Ein gefährliches Business, denn inflagranti erwischt, dürfen diese - nach geltendem Recht - erschossen werden.


Brütende Pelikane haben es sich in den Baumnestern bequem gemacht. Ganz nah ran, kann man mit dem Boot...

Weiter geht die Fahrt. Und wie auf Bestellung kommt an einem “Elefant Crossing”der nächste graue Riese schnaubend in den Kanal gestapft. Prustend gibt er nach 15 Minuten dann doch den Weg frei. Und nach fast vier Stunden endet unsere Fahrt im Camp Moremi im , wo wir uns erst einmal einen Sundowner auf dem Observation Deck gönnen. Es ist einfach nur schön hier ...

Camp Moremi: Impressions: