Tag 2: Good Morning Miss Lion!


Eine Löwin am frühen Morgenlicht (auch schwarz weiß macht was her) auf Beutezug.
Fünf Uhr früh ist wirklich keine christliche Zeit, um Aufzustehen. Wer aber das Wildlife in Busch buchstäblich “erfahren” will, der muss einfach früh hoch, da es immer auch eine Weile dauert, bis man an die möglichen “Hotspots” und Lieblingsplätze zum Beispiel der Löwen kommt. Also heißt es: Katzenfrühstück, Tarnzeug an, rauf auf den Jeep. Gleich am zweiten Tag wurden wir für den Early Bird belohnt – Botswana machte uns seine Aufwartung mit seiner (fast) ganzen Tierwelt. Ganz nah, ganz wunderbar....





Kurz vor dem Angriff wird sich erst einmal "abgetastet".

“RB”, gesprochen (Ähr-Biii), die seit vielen Jahren in der Chobe Game Lodge als Ranger arbeitet, drängelt schon um Viertel vor Sechs. Ein Bekannter hat über Funk Löwen gesichtet. Aber das ist ein bisschen weiter weg. Mit noch Schlaf in den Augen klettern wir in den schweren Toyota Landcruiser. Schnell noch die Sperr-Differenziale rein – es geht über viele Sandpisten im Busch. Leider fahren wir diesmal nicht mit dem ersten, voll elektrisch umgerüsteten Jeep der Chobe Game Lodge. Mit dem soll nachher eine Gruppe älterer US-Amerikaner starten (die hören etwas schlechter,, sagt "RB" und sie meint, dann  müsse ma immer so schreien...). Es ist noch dunkel und der unglaublich funkelnde Sternenhimmel glitzert noch über uns, während wir im zumeist zweiten Gang leise brummelnd Richtung Osten dieseln. Die Pisten oder besser Einspur-Wege sind bisweilen so eng, dass man sich vor dem zurück schnellenden Buschwerk nach innen ducken muss.

Die drei Schwestern auf der Pirsch. In schwarz weiß erkennt man sie besser vor dem fellgleichen Savannengras. 
Mit dem ersten Morgenrot erwacht der ohnehin schon laute Jungel noch weiter zum Leben. Jetzt ist die Zeit für die Elefanten an den Wasserlöchern ihren Frühstücksschluck zu nehmen oder für die Löwen im ersten Morgenlicht zu jagen. Nur selten quakt das Funkgerät auf und wir legen etliche Kilometer zurück. Ein Ranger Kumpel von “RB” bestätigt: Die Löwen sind an einer ganzen Büffelherde dran! Jetzt, um Sieben, gibt es ein unvergleichliches Licht. Die Sonne taucht die Kronen der typischen Sambesi-Bäume in ein sattes Rot, am Himmel weichen die letzten Sterne dem dunklen Blau des frühen Morgens. Und dann sehen wir von weitem die Herde. Der Busch hat sich geöffnet, die Piste wird breiter und bestimmt 150 große Büffel, darunter viele Mütter mit den noch sehr kleinen Jungtieren grasen friedlich auf der Steppe.


Plötzlich waren sie da... tauchten aus dem dunklen Buschwerk auf . Unsere Löwinnen. Eine nach der anderen.
 Doch etwas ist anders. Gleich vorne stehen wachsam zwei schwere Bullen, beäugen aufmerksam die Umgebung. Und plötzlich, kaum wahrnehmbar, löst sich aus dem Hintergrund vor dem Savannengras eine junge, stolze Löwin. Gleichsam gleichgültig schlendert sie Richtung Herde – direkt auf unserem Fahrweg. Jetzt heißt es Motor aus abwarten. Knapp drei Minuten später kommen auch ihre Geschwister. Noch zwei Löwinnen gesellen sich dazu. Dann teilen sie sich. Nur wenn man einige (Jung-)tiere von der Herde trennt, haben die Löwen-Weibchen eine Chance, Beute zu machen.
Ein Impala-Antilopen-Männchen. Links im Hintergrund sind drei Schabracken-Schakale zu sehen.
Diesmal kommt es allerdings anders. Nach längerem Lauern, sprintet eine Löwin aus der Deckung. Jetzt zeigt sich, welch ungestüme Kraft die Büffel haben: Ohne zu zögern, greifen mit gesenkten Hörnern drei, vier der schwersten Kameraden die Löwin an. Die Erde zittert von der auseinander staubenden Herde. Aber auch alle drei Löwinnen nehmen Reisaus. Immerhin – mit dem Anpirschen hat die Begegnung fast eine halbe Stunde gedauert. Gut, dass wir den weiteren weg auf uns genommen hatten und gerade noch rechtzeitig gekommen waren.



Die Fahrt geht weiter durch das reiche Buschland. In der Ferne sehen wir die ersten Elefanten und Giraffen. Nach den ergiebigen Regenfällen sind sie nicht gezwungen, an Wasserstellen wie in der Trockezeit zu kommen. Dafür sehen wir allerorten die anmutigen Impala-Antilopen. Teilweise stehen sie grasend einfach neben dem Land-Cruiser. Die Einheimischen nennen sie augenzwinkernd "Mac Donald's". Zum einen weil am Hinterlauf ein deutlich ähnliches M wie das der Fasstfoodkette im Fell prangt, zum anderen, weil die Impalas wohl auch schon mal als Mahlzeit zwischendurch für die Löwen taugen – wen sie denn schnell genug sind. Auch die Vogelwelt ist absolut beeindruckend. Wir sind jetzt schon gespannt auf unseren zweiten Bootsausflug und den Game-Drive am späten Nachmittag. Jetzt gibt es erstmal ein spätes Frühstück...

Ein Uhu, von der nächtlichen Jagd erschöpft, hat sich auf einem toten Baum nieder gelassen.

Blau ist eine absolut beliebte Farbe in Botswana.

Rotkopfgeier fliegen, aufgeschreckt von einer Herde Impalas, davon. Was für majestätische Vögel.